Die Elektrofahrzeugindustrie entwickelt sich rasant, gestützt auf technologische Fortschritte, sich ändernde Verbraucherpräferenzen und gesetzliche Änderungen. In Europa, wo der Übergang zu emissionsfreien Fahrzeugen im Mittelpunkt der Diskussionen steht, erlebt der Markt sowohl Wachstum als auch Herausforderungen. Dieser Artikel befasst sich mit den neuesten Markttrends, technologischen Fortschritten und wirtschaftlichen Entwicklungen, die das Umfeld für Elektrofahrzeuge (EV) prägen.
Neueste Markttrends
November 2024 war in Europa ein wichtiger Meilenstein für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) mit einem Anstieg von 0,7% gegenüber dem Vorjahr. Allerdings beliefen sich die BEV-Zulassungen in den ersten 11 Monaten des Jahres auf insgesamt 1,79 Millionen, was einem Rückgang von 1,2% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres 2023 entspricht. Aber trotz dieses Rückgangs verzeichneten BEVs in sieben dieser 11 Monate ein Wachstum. Zu den meistverkauften BEVs gehören Tesla Model Y, Skoda Enyaq, Volvo EX30 und Audi Q4 e-Tron, während Volkswagen ID.4 und ID.3 deutliche Rückgänge verzeichneten.
Im Gegensatz zu BEVs mussten Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEV) weiter kämpfen. Im November wurde ein Rückgang von 7,5% im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Das Segment verzeichnete in sieben aufeinanderfolgenden Monaten von Mai bis November Rückgänge, nachdem es zu Beginn des Jahres noch leicht gewachsen war. Der Volvo XC60 war im November der meistverkaufte PHEV, zu den weiteren Spitzenreitern gehörten der BMW X1 und der Mercedes-Benz GLC.
BEVs und PHEVs entwickeln sich in Europa unterschiedlich. Erstgenannte haben eine neue Wegmarke erreicht und sich als robust erwiesen, während PHEV weiterhin an Boden verlieren und mit sinkendem Verbraucherinteresse kämpfen. Dennoch gibt es weiterhin Herausforderungen. Hohe Anschaffungskosten für BEVs, das Fehlen eines etablierten Marktes für Gebrauchtwagen und das nachlassende Interesse der Verbraucher an PHEVs unterstreichen die Notwendigkeit für die Hersteller, Innovationen voranzutreiben und sich anzupassen.
Quelle: Autovista, European BEV market enjoys its greatest November as PHEVs plummet
Einsatz von Wärmepumpen bei Kälte
Wärmepumpen in Elektrofahrzeugen ersetzen zunehmend energieintensive Widerstandsheizungen, um die Effizienz der Batterien bei Kälte zu verbessern. Wärmepumpen übertragen die Wärme von den Elektromotoren des Fahrzeugs oder aus der Außenluft effizient in den Fahrzeuginnenraum, ähnlich wie bei einer umgekehrten Klimaanlage.

Sie sind bereits in vielen Elektrofahrzeugen zu finden, darunter Tesla (ab 2021), Polestar 2, Kia EV6 und andere. Künftige Modelle wie der Ford Mustang Mach-E (2025) sollen sie ebenfalls enthalten.
Ältere E-Fahrzeuge ohne Wärmepumpen, insbesondere solche mit kleineren Batterien, verlieren bei Kälte erheblich an Reichweite. Laut der EV-Forschungsseite Recurrent können Wärmepumpen jedoch die Reichweite bei Minusgraden um 8 bis 10% erhöhen.
Mit Wärmepumpen ausgestattete Autos wie Tesla Model X und Audi E-Tron weisen bei 0°C einen minimalen Reichweitenverlust (11-13%) auf. Die Effizienz von Wärmepumpen sinkt bei extrem kalten Temperaturen von unter -9°C.
Wichtig bei der Nutzung von E-Fahrzeugen im Winter ist deshalb die Vorkonditionierung des Fahrzeugs während des Ladevorgangs und regelmäßiges Befreien von Schnee.
Quelle: The Verge, Heat pumps in EVs are making a big difference in cold-weather driving
Wirtschaftliche und rechtliche Entwicklungen
In Spanien wird der Plan Moves III, der seit 2021 in Kraft ist und verschiedene Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen vorsieht, eingestellt. Dies gilt auch für die 15%ige Steuerersparnis für Privatpersonen beim Kauf eines Elektrofahrzeugs.
Nach Deutschland ist Spanien das zweite Land, das die Förderung von Elektrofahrzeugen einstellt. In anderen europäischen Ländern gibt es noch unterschiedliche Anreize für den Kauf neuer und gebrauchter Elektrofahrzeuge.

Zu einem anderen Thema treffen sich europäische Firmenbosse aus der Automobilbranche und staatliche Vertreter im Rahmen einer EU-Initiative unter Leitung von Ursula von der Leyen, um die Herausforderungen des Automobilsektors anzugehen.
Er steht vor strukturellen Veränderungen, einschließlich Reduktionszielen für CO2-Emissionen, die die Abschaffung von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos bis 2035 vorsehen. Diese Vorschriften zielen darauf ab, die CO2-Emissionen von Kraftfahrzeugen zu senken, auf die 16% der europäischen Emissionen entfallen.
Bis 2025 müssen die Autohersteller die durchschnittlichen CO2-Emissionen im Vergleich zu 2021 um 15% senken. Ansonsten drohen saftige Geldstrafen, die sich auf insgesamt 15 Milliarden Euro belaufen können. Deshalb erhöhen die Hersteller den Absatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen, sind aber mit Herausforderungen wie hohen Kosten und schleppender Akzeptanz durch die Verbraucher konfrontiert. 2023 ging der Absatz bei Elektrofahrzeugen um 1,3% zurück und machte 13,6% des Gesamtabsatzes aus.
Die EU-Sanktionen stießen auf Kritik. Einige Hersteller und Länder (wie Frankreich und Italien) plädieren für ihre Abschaffung mit dem Argument, sie würden Ressourcen von R&D und Investitionen abziehen. Andere, wie Brüssel und die Befürworter eines sauberen Verkehrs, lehnen die Abschaffung von Bußgeldern ab, da sie befürchten, dass dadurch die Umstellung auf E-Fahrzeuge behindert würde und der chinesischen Konkurrenz Vorteile entstehen. Nur Volvo hat seine Ziele für 2025 bisher erreicht.
Zur Stützung des Sektors hat die EU Zölle auf chinesische Fahrzeuge verhängt und erwägt Anreize für Unternehmen, E-Fahrzeuge zu kaufen, da auf Firmenflotten mehr als die Hälfte der Neuwagenkäufe entfällt.
Quelle: Troubled European carmakers to talk fines and EVs with EU
Fazit
Der europäische Markt für Elektrofahrzeuge befindet sich in einer kritischen Phase, die sich durch ein dynamisches Wachstum bei der Einführung von BEVs und erhebliche Herausforderungen für PHEVs auszeichnet. Die Nutzung fortschrittlicher Technologien wie Wärmepumpen zeigt, wie Innovation die Effizienz und Leistung von Elektrofahrzeugen vorantreibt. Der Weg dorthin ist jedoch nicht frei von Tücken. Das Auslaufen der Anreize für Elektrofahrzeuge in Ländern wie Spanien und Deutschland in Verbindung mit den strengen EU-Emissionszielen stellt für die Hersteller eine erhebliche Hürde dar.
Für Gebrauchtwagenexperten ist es jetzt an der Zeit, ihr Wissen in Sachen E-Fahrzeuge zu erweitern, um sich an die rasante Entwicklung dieses Marktes anzupassen.